Jakobs Kolonialwarenladen

Ein Kolonialwarenladen im "Stübchen"
Ein Kolonialwarenladen im "Stübchen"

Rheinland, um 1893/94. Das „Stübchen“ mit Gastraum und Nähstube war seit vielen Jahren der Familienbetrieb am Rhein. Nun konnte man auch Kolonialwaren kaufen.

Als Graf Andras mit Sophie in den diplomatischen Dienst gegangen waren, war sein treuer Bursche Jakob bei Sophies hochbetagten Eltern Anni und Jean geblieben, und führte das „Stübchen“ in ihrem Sinne weiter. Längst war Jakob zum Familienmitglied geworden.

Kaffee und Kakao

Nun war aus den „Limbach-Stübchen“ auch ein Kolonialwarenladen geworden. Im Gastraum schenkte auch Jakob Kakao und Kaffee aus. Wie in den großen Wiener Kaffeehäusern durften auch in seinem Stübchen die Gäste die vorhandenen Zeitungen ausgiebig lesen und manchmal auch etwas schreiben. Manchmal machte man bei ihm sogar Schularbeiten.

Es war ein herrlicher Laden, liebevoll eingerichtet. In den Regalen standen Jakobs Waren – Kakao aus Afrika, Kaffee aus Mittelamerika, Schokolade und Rohrzucker aus der Karibik, Tabak, und Südfrüchte. Es war kein besonders gewinnbringendes Geschäft, da er sehr oft freien Kakao an die Kinder der Nachbarschaft ausgab, aber er musste um sein Zuhause nicht fürchten, und Graf Csabany hatte seinem treuen Diener eine mehr als großzügige Summe als Startkapital gegeben.

Die fernen Kolonien

Namhafte Firmen warben damit, dass ihre Kakaobohnen ausschließlich aus deutschen Kolonien kamen. Wenn Jakob Ware kaufte, achtete er vor allem sehr darauf, dass seine Handelspartner ehrenhafte Kaufleute waren. Einen dieser fernen Orte hätte er gerne einmal gesehen – Tendaguru in Ostafrika, wo man die großen Tiere ausgraben wollte, von denen so viel die Rede war – Dinosaurier.

Oft schweiften Jakobs Gedanken in ferne Länder. Togo, Kamerun, Südwest- und Ostafrika, Kaiser-Wilhelm-Land auf Neu Guinea, den Bismarck-Archipel und die Marshall-Inseln. Wie es wohl da sein mochte? War es überhaupt Recht, dass die Großmächte die Welt untereinander aufteilten? Viele Weiße hielten sich allen anderen für weit überlegen, was man wissenschaftlich zu belegen suchte. Das führte zu einem Sendungsbewusstsein, dem Rest der Welt die eigene Zivilisation zu bringen.

Jakobs Interesse an der Natur ging mit einer tiefen Liebe zu ihr einher. Gläubig wie er war, konnte er nicht glauben, dass sein Herrgott bewusst höher- und minderwertige Geschöpfe in die Welt gesetzt hatte.

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