Deutscher Krieg

Eine Schlacht im Deutschen Krieg
Eine Schlacht im Deutschen Krieg

Amerika und Deutschland, 1866. In Deutschland drohte ein Krieg zwischen den beiden deutschen Großmächten, dem Königreich Preußen und dem Kaiserreich Österreich.

Nach vielen Monaten harter, doch erfüllender Arbeit auf dem „Mountain Men“ Weingut war es Zeit für Emil und Lena, nach Deutschland zurückzureisen. Doch es droht Krieg. Sie hatten das Shenandoah-Tal lieben gelernt, und beiden fiel der Abschied schwer. Lorenz begleitete sie bis zum Hafen in New York. „Ich werde Euch beide sehr vermissen“, sagte er. „Wir Dich auch“, sagte Emil, „aber wir müssen nachhause.“ Lorenz wusste nur zu gut weshalb.

In Deutschland droht ein Bruderkrieg

In Deutschland drohte ein Krieg zwischen den beiden deutschen Großmächten, dem Königreich Preußen und dem Kaiserreich Österreich. Preußens Ministerpräsident Otto von Bismarck, ein stramm Konservativer, verlangte seit langem, dass Österreich, der Vielvölkerstaat, dem überwiegend deutschen Preußen die Vorrangstellung in Deutschland abtreten sollte, dafür war er sogar zum Krieg entschlossen. Kaum jemand in Deutschland wollte diesen Krieg, doch Bismarck war entschlossen, ihn zu führen. Es wäre ein Bruderkrieg, der auch Sophie, die preußische Bürgerin, und Andras, der Österreicher, trennen würde.

„Ich wage gar nicht daran zu denken“, sagte Lorenz tief betroffen, „ich bete, dass Du nicht noch eingezogen wirst, Emil. Und ich bete für Sophie und Andras. Da haben sie für uns ihre Hochzeit aufgeschoben, und nun muss Andras wahrscheinlich in den Krieg ziehen.“

„Ich weiß, dass Du für uns da sein willst, Lorenz“, sagte Lena, „aber das ist Preußen, und es hat den preußischen Staatsbürgern unter den Revolutionären von 1848/49 nicht vergeben, der Haftbefehl gegen Dich gilt immer noch.“ „Gib die Hoffnung nicht auf“, fügte Emil hinzu, „das ist nicht unser letzter Besuch. Wir haben schon überlegt, Lena und ich, wir brauchen kein großes Haus, der Blick von unserem Winzerhäuschen auf den Rhein und das Siebengebirge mit unserem Weinberg erfreut uns jeden Morgen aufs Neue. Wir werden sparen, damit wir Euch besuchen können. Sie sieht das wie ich, wir sind eben eine Familie, die in zwei Kontinenten zuhause ist.“

Krieg in Deutschland

Am 19. Juni 1866 erklärte Preußen Österreich den Krieg. Auch die amerikanischen Zeitungen berichteten davon. Preußische Truppen marschierten in Sachsen, Hannover und Hessen ein; Hannover wurde annektiert, die mit Österreich verbündeten Mittelstaaten wurden schnell besiegt. Bei Königgrätz wurde die österreichische Armee entscheidend geschlagen, sie konnten sich gerade noch auf das rechte Donauufer in der Nähe von Bratislava zurückziehen. Nun wurde verhandelt.

Als wenn der Krieg nicht schon schlimm genug wäre, kamen mehr schlechte Nachrichten. Graf Andras hatte offen die schlechte Führung und schlechte Ausstattung der österreichischen Armee kritisiert. Dafür hatte man ihn ins weit entfernte Galizien strafversetzt. Aufgrund seiner Tapferkeit und der Fürsprache seiner Kameraden hatte man ihm einige Tage eingeräumt. In aller Eile hatte er seinen treuen Burschen Jakob zu Sophie geschickt. Bei Nacht und Nebel war Sophie mit ihm aufgebrochen.

Sorgen um Familie und Freunde in Europa

Lorenz sehr niedergeschlagen. Oft saß er grübelnd über Zeitungen und Briefen aus der Heimat. Seine Frau Annelie machte sich große Sorgen um ihn. „Ich weiß, dass Lena Recht hat“, sagte er düster, „Du weißt ja, was sie mit den preußischen Staatsbürgern unter den Revolutionären getan haben – sie haben sie exekutiert. Der Haftbefehl gegen mich gilt immer noch. Ich weiß das alles, aber das tröstet mich nicht. Meine Familie und meine Freunde in Deutschland haben so viel für uns getan, sogar Sophies Verlobter Andras, der uns gar nicht kennt. Und nun kann ich nichts für sie tun, das ist so frustrierend.“

Und Du tust hier das Deine, wo immer Du kannst. Du hilfst Immigranten, hier in Amerika Fuß zu fassen, und gut und erfolgreich zu leben. Unser „Merry Dragon“ ist eine Begegnungstätte.

„Er kennt Dich vielleicht nicht, aber Deine Situation kennt er sehr gut. Andras‘ Familie stammt aus Ungarn und hat damals 1848 auch aufbegehrt hat, erst Jahre später wurden sie begnadigt.“ Dann nahm sie einen von Sophies Briefen. „Schau hier was sie schreibt: ‚Andras‘ Eltern haben nicht geschwiegen, Schwiegerpapa hat offiziell gegen die Verhaftung seines Sohnes protestiert. Daraufhin hatte man ihm verboten, seinen Sohn zu sehen, nur Schwiegermama durfte mit mir zu Andras fahren. Wir hatten nur sehr wenig Zeit zusammen. Jakob und seine Kameraden haben einen Strauß bunter Feldblumen für mich gepflückt, dann haben wir in einer kleinen Feldkapelle geheiratet. Jetzt wo Ihr diesen Brief in den Händen haltet, ist Andras wohl schon in Galizien, und ich bin zurück am Rhein. Alle hier stehen mir bei, und wir haben auch sehr viel zu tun. Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich die Dinge bessern, dass wir alle einmal zusammenkommen.'“

Annelie ließ den Brief sinken. „Du kennst sie nur als kleines Mädchen“, fuhr sie fort, „ich spüre aus ihren Briefen, dass sie eine starke junge Frau ist. Sie und Andras lieben sich von ganzem Herzen, sie werden das durchstehen.“ „Ich wünschte, die Welt käme wieder in Ordnung und Du könntest sie alle kennenlernen“, antworte Lorenz.

Jubel für die Preußen

Doch in Deutschland war seit Königgrätz die Welt eine andere. Im Frieden von Prag 1866 musste Österreich der Auflösung des Deutschen Bundes zustimmen; de facto wurde es aus Deutschland hinaus gedrängt. Große Gebiete in Norddeutschland fielen an Preußen, das nun ein geschlossenes Staatsgebiet von Ostpreußen bis zum Main hatte und der bei weitem größte Staat war. Auch im Rheinland war die Stimmung umgeschlagen: die preußische Armee wurde bejubelt, der König, der Kronprinz, Bismarck und die Generäle wurden zu Helden.

Lorenz‘ Begnadigung schien in weiter Ferne.

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